Stephan von Neidenburg
* Neidenburg ca. 1412,
† Löbau 1495
Sohn des Matthias von Neidenburg. 1435 Studium in Wien, 1442 Notar des Bischofs von Pomesanien (Sitz in Riesenburg), 1448 – 67 Notar des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Zugleich 1448 ermländischer Domherr. 1480 päpstliche Provision zum Bischof von Kulm (Sitz in Löbau), 1481 Bischofsweihe, trotz hohen Alters bis zu seinem Tod 1495 im Amt. Stephan von Neidenburg besaß eine umfangreiche Münzsammlung und gilt neben dem Dichter Petrarca als einer der ersten, die im Mittelalter versuchten sich wissenschaftlich mit der Numismatik zu beschäftigen.
Sein Vater hatte dem Großen Kurfürsten als Kammerjunker gedient. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter von Neidenburg nach Saberau. Als Albrecht Konrad drei Jahre alt war, verlor er auch seine Mutter und wurde von Verwandten im Elsaß und in Gilgenburg aufgezogen. Mit sechzehn Jahren begann seine militärische Laufbahn. Er trat in niederländische Dienste und wechselte später in die französische Armee. Als Ludwig XIV. zum Kriegsgegner Brandenburg-Preußens wurde, quittierte Finckenstein seinen Dienst und trat als Major in die brandenburg-preußische Armee ein. Unter Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I., stieg er bis zum Feldmarschall auf und wurde mit den höchsten preußischen Orden, dem Schwarzen Adler, ausgezeichnet. Von besonderer Bedeutung wurde die Berufung Finckensteins zum Erzieher von zwei preußischen Kronprinzen. Einige Jahre war Finckenstein Erzieher des späteren Königs Friedrich Wilhelm I., des sogenannten Soldatenkönigs. Auch der Soldatenkönig bestimmte Finckenstein zum Erzieher seines 1712 geborenen Sohnes Friedrich, der später Friedrich der Große genannt werden sollte. Wegen des Vater-Sohn-Konfliktes im Königshaus keine leichte Aufgabe, die Finckenstein aber mit diplomatischem Geschick bewältigte. Friedrich der Große hat ihm jedenfalls ein gutes Andenken bewahrt.
Barthel Heinrich Straußberg
* Neidenburg 20. November 1823,
† Berlin Mai 1884
(gebürtig/eigentlich Baruch Hirsch Strausberg, eingedeutscht Barthel Heinrich Strausberg)
Aus Neidenburger Schutzjuden-Familie. 1836 – 55 in England; baute 1861 – 63 mit englischem Kapital private Eisenbahnlinien in Ostpreußen (Tilsit-Insterburg und Königsberg-Lyck). Als Generalunternehmer Bau weiterer Eisenbahnlinien im Reich, Russisch-Polen und Ungarn. Aufbau eines großen Industriekonzerns (Lokomotivenbau, Walzwerke, Hochöfen, Bergwerke), einer der reichsten Männer Deutschlands in den Gründerjahren. Konkurs 1875 durch Eisenbahnbau in Rumänien, verarmt gestorben.
Ferdinand Gregorovius
* Neidenburg 19. Januar 1821,
† München 1. Mai 1891
Sein Vater hat als Kreisjustizrat in Neidenburg die Ordensburg vor dem Abriß bewahrt. 1852 – 1874 in Italien, Verfasser von historischen und literarischen Werken sowie von Reise- und Landschaftsbeschreibungen. Am bedeutendsten »Wanderjahre in Italien« (5 Bände 1856 – 1877) und »Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter« (8 Bände 1859 – 1872). Als erster Deutscher und erster Protestant Ehrenbürger der Stadt Rom.
Julius Gregorovius
* Tapiau 23. August 1819,
† Planegg bei München 18. Juli 1891
Bruder von Ferdinand Gregorovius. Auf der Neidenburger Burg aufgewachsen. Artillerie-Offizier, 1874 Oberst z. D., danach Begleiter seines Bruders. Angeregt durch die Werke seines Bruders verfaßte er 1883 eine Stadtgeschichte »Die Ordensstadt Neidenburg in Ostpreußen«. Ehrenbürger von Neidenburg.
Walter Kollo
* Neidenburg 28. Januar 1878,
† Berlin 30. September 1940
Kapellmeister. Komponist zahlreicher Operetten, Singspiele und Revuen. Schlager »Es war in Schöneberg im Monat Mai«; »Die Männer sind alle Verbrecher«; »Kleine Mädchen müssen schlafen gehen«. Großvater des Opernsängers René Kollo.
Robert Budzinski
* Kl. Schläfken, Krs. Neidenburg 5. April 1874,
+ Marburg 27. Februar 1955
Zeichner, Illustrator, Schriftsteller und Lehrer. Seine künstlerische Ausbildung als Maler und Graphiker erhielt er an den Kunstakademien in Königsberg und Berlin. Er schloß sich früh der Wandervogelbewegung an und übte zunächst den Beruf eines Zeichenlehrers in Konitz in Westpreußen aus. Als nach dem I. Weltkrieg die westpreußischen Gebiete an Polen abgetreten werden mussten, schied Budzinski aus dem Staatsdienst aus und wirkte als freier Künstler in Königsberg. Hier entstand sein ausgereiftes graphisches Werk, das ihn über die Grenzen Preußens hinaus bekannt machte. Auch als Schriftsteller war er tätig. Die Titel seiner von ihm selbst reich mit Holzschnitten illustrierten Bücher sagen bereits viel über den Menschen Budzinski: »Kuri Neru« (ein Buch über die kurische Nehrung), »Der Mond fällt auf Westpreußen« und das bekannteste »Die Entdeckung Ostpreußens«. Nach dem II. Weltkrieg kam seine Familie nach Warburg in Westfalen. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1950 zog er nach Marburg an der Lahn, wo seine auch aus Ostpreußen stammende Geliebte und Lebensgefährtin Erika Stern eine Stelle als Konrektorin bekommen hatte. Nach dem II. Weltkrieg arbeitete Budzinski kaum noch druckgraphisch, da ihm die notwendigen technischen Hilfsmittel fehlten. Er malte in dieser Zeit hauptsächlich Aquarelle und aquarellierte Federzeichnungen. Viele Werke Budzinski sind in den Wirren des II. Weltkrieges verloren gegangen. Die Rettung eines großen Bestandes seines Werkes ist vor allem Erika Stern zu verdanken, die bei der Flucht aus Ostpreußen eine Vielzahl seiner Mappen mitnahm. Sie schenkte ihre Sammlung von rund 300 Blatt Druckgraphik 1977 dem Marburger Universitätsmuseum anlässlich des 450-jährigen Bestehens der Universität Marburg. Diese Druckgraphiken bildeten den Grundstock einer Ausstellung, die im Jahre 2004 im Marburger Universitätsmuseum gezeigt wurde. Im Marburger Unijournal 2004 erschien dazu der folgende Beitrag.
Neben den oben genannten Personen, die auch überregional bekannt waren (bzw. sind), gab es im Kreis Neidenburg Persönlichkeiten, die sich im Kreisgebiet und zum Teil auch darüber hinaus einen Namen gemacht hatten. Im »Neidenburger Heimatbrief« wurden seit 1953 unter der Rubrik »Köpfe der Heimat« Kurzbiographien von ca. 100 Neidenburger Persönlichkeiten abgedruckt. Frau Ingrid Laufer aus Meppen hat diese Biographien gesammelt, zusammengestellt und 2003 in Buchform veröffentlicht (s. auch Literaturliste).
Hier gibt es diese Sammlung von Lebensbeschreibungen im pdf-Format zum Download (1,27 MB).