Die Auswertung des Fragebogens zur Kirche in Bialutten von Pfarrer Otte:

Auswertung Teil 1
In heute üblicher Schrift:

R.B. Königsberg. Kr. Neidenburg.
Bialutten
Adliches Gut und Dorf, um 1780 im Besitze eines
Grafen Kraschinski in Polen und eines Herrn
v. Gersdorf. Vgl. Goldbeck Topographie vom Ostpreuß.
Cammer-Departement S. 17

Auswertung Teil 2

A. Katholische Pfarrkirche S.Jacobi unter
dem Patronat der Gutsherrschaft, und zum bischöfl.
Sprengel von Krakau gehörig. Den Kirchenvisi-
tations-Acten von 1805 zufolge wurde das
vorhandene Gebäude von der Patronin, Frau
v. d. Goltz, geb. Narzymska im J. 1700 – und
zwar ganz aus vierkantig beschlagenem Holze
– erbaut und im J. 1713 von Ludwig Zaluski,
Bischof von Plock, geweiht. Die Grundform
ist rechteckig, 58 x 34‘ bei 32‘ Höhe der Wände.
Die Kirche hat zwei Eingänge: einen an der
Westseite und einen mit einer Vorhalle ver-
sehenen an der Südseite; sie sind, wie auch die
Fenster viereckig. Das mit einer flachen Decke
belegte Innere ist geweißt. Das Pfannen-
dach mit einem Zwiebelthürmchen auf dem First
ist sehr undicht. Die Sacristei ist der Ostseite
der Kirche angebaut, und ein isolierter Glocken-
thurm steht daneben.

Zeichnung der Kirche
Die Kirche um 1850
(Zeichnung aus dem Fragebogen)
Auswertung Teil 3

Drei Altäre (der Vorsehung, der
h. Jungfrau und dem Ap. Jacobus ge-
widmet) befinden sich am Ostende; sie
sind aus Ziegeln aufgemauert mit
einem Portatile von gewöhnlichem
Marmor in der Mitte. Der Hochaltar
hat einen einfachen hölzernen Aufsatz
mit kleinen Säulen und zwei gemalten
Patriarchen, die Räucherwerk halten.
Über dem Marienaltar ist die h. Anna
und Maria mit dem Kinde dargestellt.
Die blau angestrichene Holzkanzel
steht an der Nordseite.

Auswertung Teil 4

Die Taufe ist aus Holz mit einem
verzinnten Kupferkessel und befindet
sich links am Westende der Kirche.
Zwei kleine inschriftlose Glocken
auf dem Glockenthurm.
Ein Positiv, dem Hochaltar gegen-
über.
Vasa sacra aus Silber; einfache und
zum Theil schadhafte Paramente.
Kirchenbücher seit 1640.
Das Kirchensiegel zeigt eine Kirche.

Schon in vorreformatischer Zeit gab es in Bialutten eine Kirche. Da die Kirche unter dem Patronat der Gutsherrschaft stand, wechselte sie nach der Reformation mehrmals zwischen evangelischer und katholischer Konfession. Als 1570 der katholische Besitzer von Narzym das Gut erwarb, wurde die Kirche wieder katholisch und blieb es auch danach. 1) Die Kirche in Bialutten muss nach den Antworten im Fragebogen in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts schon ziemlich baufällig gewesen sein. Die Kirche gehörte damals zum Dekanat Gorzno im Bistum Kulm. 1861 kamen alle katholischen Kirchen des Kreises Neidenburg zum neu eingerichteten Dekanat Pomesanien. 2) Pläne einer neuen Kirche in Bialutten aus dem Jahre 1865 sind im Staatsarchiv in Allenstein vorhanden. Die neue Kirche ist dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut worden. Finanzielle Mittel dazu könnten auch aus dem in Braunsberg im Ermland 1851 gegründeten Albertusverein gekommen sein. Der Albertusverein stellte auch Geld für den Bau von Kirchen in der Diaspora zur Verfügung.

1903 wurde vom Gutsbesitzer Alfred Ferdinand Oehlrich zusätzlich eine evangelische Kirche gebaut, die aber nach 1945 ihrem Schicksal überlassen wurde und mittlerweile wie das Grab vom Gutsbesitzer Oehlrich verfallen ist.

kath. Kirche
kath. Kirche um 1910
ev. Kirche
ev. Kirche um 1910

Quellen / Literatur / Anmerkungen:

1) Kurt Stern – Die Kirchenverhältnisse im Kreis Neidenburg – im Buch »Kreis Neidenburg« das 1968 von der Kreisgemeinschaft herausgegeben wurde (S. 61 ff.)
2) Fritz Gause – Geschichte des Amtes und der Stadt Soldau – S. 184


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