Im ersten Teil der Auswertung zur Kirche von Klein Koslau bezieht sich Pfarrer Otte auf die Schrift von Johann Friedrich Goldbeck. Goldbeck hat im Jahre 1785 die »Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement« herausgegeben. Klein Koslau wird dort als ein adliges Dorf mit einer Mutterkirche und 23 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet, das zum Hauptamt Soldau gehört (S.87).
In die heute übliche Schreibweise übertragen:
R.B. Königsberg — Kr. Neidenburg
Klein Koslau
Dorf, nach Goldbeck a.a.O. adliges Dorf, welches sich damals
(also um 1780) ebenso wie Gross Koslau in Besitze des
Lieut. v. Zimetzki und verschiedenen Einsassen befand;
die Gerichtsbarkeit indeß war königlich.
Wer mehr zum Gut und zum Dorf wissen möchte, sei auf den HB Nr. 116 (Pfingsten 2001) verwiesen. Dort ist auf den Seiten 42 ff. der Aufsatz von Erich Kuß »Gut, Dorf und Kirchspiel Klein Koslau« zu finden.
Das Kirchengebäude
A. Evangelische Mutterkirche königlichen
Patronats. An Nachrichten über dieselbe fehlt es
ganz. Es ist ein längliches Viereck von 60×35‘
Fläche und 20‘ Höhe aus Ziegeln im Abputz . An
jeder Längenwand sind 5 rechteckige Fenster;
Der Eingang befindet sich im Westen und führt durch
den erst in neuerer Zeit an Stelle eines früheren
Dachreiters errichteten hölzernen Turm, welcher
neuer ist als die Kirche. Die Decke ist flach
und wie die Wände geweißt. Da die vier Mauern
der Kirche durchweg von gleicher Höhe sind, so ist das
mit Pfannen gedeckte Dach an den beiden
Schmalseiten abgewalmt.
Anmerkung:
Als Längenmaß wurde zu damaliger Zeit (Mitte des 19. Jahrhunderts) das preußische Fuß verwendet (Abkürzung ‘ – 1‘ entspricht 31,3854 cm).
Was Nachrichten über die Kirche anbelangt, konnte der zu damaliger Zeit tätige Pfarrer keine Angaben machen. Nach Gause 1) bestand die Kirche in Kl. Koslau schon vor der Reformation. 1692 war sie so baufällig, dass die Gemeinde den Kurfürsten um freies Bauholz für einen Neubau bat. Der Bau kam aber nicht zustande.
Erst in den Jahren 1732 – 38 konnte die Kirche neu gebaut werden, nachdem der verfallene mittelalterliche Vorgängerbau abgerissen worden war. Sie wurde nach den Plänen des oberländischen Landbaumeisters Hindersin gebaut. Die nebenstehende Zeichnung zeigt maßstabsgerecht den einfachen Saalbau im Grundriss sowie in der Frontansicht mit Dachreiter, Rundbogenfenstern und schmucklosem Südeingang, wie selbiger in den Jahren 1733 – 38 errichtet wurde. 2) Die Kirche hatte auch zwei Chöre, die Sakristei und die Taufe (a bzw. b auf dem Grundriss).
Der aus Klein Koslau gebürtige Lehrer Gustav Boltner berichtet in seiner Schrift »Heimat an der Skottau« aus dem Jahre 1969, dass sein Vater ihm berichtete, dass sich die Glocken über dem Dach der Kirche befunden hätten (Anmerkung: wohl im Dachreiter). Als die Kirchenmauern unter der Last der Glocken zu leiden begannen, hätte man einen Turm angebaut.
Wann der erste Turm erbaut wurde ist nicht bekannt. Er war aber um 1850 bereits vorhanden und niedriger als das Kirchenschiff. Es war ein Holzbau auf einem massiven Unterbau. Der ursprünglich wohl vorhandene Südeingang wurde durch ein Fenster ersetzt. Der Eingang ging nun durch den Turm im Westen der Kirche. Der kleine Turm wurde später (vermutlich um das Jahr 1900 herum) durch einen höheren Turm ersetzt.
Ausschmückung der Kirche und vorhandene Kirchengeräte
Altar und Kanzel bilden ein Ganzes;
ohne Malerei und Schnitzwerk. – Eine
messingene Taufschüssel mit getriebener
Darstellung des Sündenfalles. – Zwei
Glocken, die eine von 1848, die andere
mit der Aufschrift, „dem Allvollkommenen“;
gleichzeitig. – Eine kleine Orgel von
7 Registern. – Ein vergoldeter Bronze
Kelch, eine Patene und eine Oblaten-
dose aus Silber. Das Kirchensiegel
zeigt eine Kirche.
Im Zeitraum zwischen 1719 bis 1749 wird das Kircheninventar im Kirchenbuch auch beschrieben (vgl. Erich Kuß, a.a.O. S. 49). Dort ist von einem »verguldeter prinz-metallerner Kelch« die Rede. Prinz-Metall ist wie Bronze ein Kupfer-Zink-Composit. Des weiteren ist dort von einer »mößingschen Tauf-Schale« die Rede. Auch nach Dehio-Gall 3) ist in der Kirche in Klein Koslau eine »Messingtaufschale Sündenfalltyp 17. Jahrhundert« vorhanden. Bei der messingenen Taufschüssel und dem vergoldeten Bronzekelch könnte sich also um die gleichen Gegenstände wie die im Kircheninventar zwischen 1719 und 1749 genannten handeln. Dann wären sie um 1850 schon mindestens 100 Jahre alt gewesen und waren vielleicht schon in der alten Kirche vorhanden.
Die Glocke
Auf die Frage »Wie viele Glocken hat die Kirche und wo hängen sie? Man bittet die Größe, Form und Inschriften, Jahreszahlen, Wappen etc. anzugeben.« wurde im Fragebogen folgende Antwort gegeben:
2 Glocken im Thurm, 2‘ – 2 ½ ‘. 1848
1. Mich goß J. Groß in Königsberg im Jahre 1848
Laverne-Peguilhen Landrath, Kammer Oberamtmann, v. Giz…,
Pfarrer, Wrobel Schulz. Zur Ehre Gottes. Auf hinauf …
2. Dem Allvollkommenen. Himmelan durch Freud u. Leid; soli deo gloria.
Anmerkungen:
Johannes Groß war Königsbergs letzter Glockengießer. Nach ihm wurden keine Glocken mehr in Königsberg gegossen. Alexander von Laverne-Peguilhen war seinerzeit Landrat in Neidenburg. Pfarrer in Klein Koslau war von 1847 bis 1881 Ernst August v. Gizycki. In der zweiten Zeile der Inschrift der ersten Glocke könnte es also heißen v. Gizycki. Er wird vermutlich auch den Fragebogen beantwortet haben. Soli deo gloria (»Gott allein die Ehre«) ist eine vielgebrauchte lateinische Redewendung.
Eine neue einfache Orgel (Positiv) mit 7 Registern 7 ½ Fuß hoch, 5 Fuß lang und 3 Fuß breit wurde erst 1763 angeschafft. Es war das alte Positiv der Kirche in Heinrichsdorf. Die Kirchengemeinde Koslau zahlte dafür 45 Taler und ließ sie vom Orgelbauer Scheffler in Usdau reparieren. 1848 ist die Orgel nochmals instand gesetzt worden.
Quellen / Literatur / Anmerkungen:
↑ 1) Fritz Gause – Geschichte des Amtes und der Stadt Soldau – S. 166 ff.
Vor der Kirche befand sich nach Dehio-Gall ein Weihwasserstein aus Granit aus dem 15.Jahrhundert – Kurt Stern, a.a.O. S. 71, siehe 3)
↑ 2) Ausstellungskatalog – Kirche im Dorf – Berlin 2002 – S. 169
↑ 3) Kurt Stern – Die Kirchenverhältnisse im Kreis Neidenburg – im Buch »Kreis Neidenburg« das 1968 von der Kreisgemeinschaft herausgegeben wurde (S. 71)