Die Auswertung des Fragebogens zur Kirche in Szczuplinen von Pfarrer Otte:
In heute üblicher Schrift:
R.B. Königsberg. — Kr. Neidenburg
Szczuplinen
adliches Gut, um 1780 dem Hauptmann v. Pfundt, jetzt
dem Lieutenant Köhne gehörig, im XVII. Jahrh.dem v.d. Olsnitz
A. Die evangelische Kirche unter gutsherrlichem
Patronat, eine mit Usdau verbundene mater,
wahrscheinlich gegründet in der Ritterzeit.
Das gegenwärtige 54 Fuß lange und 32 Fuß breite Gebäude
ist aus Feldsteinen errichtet, deren Abputz später
hinzugefügt erscheint, und hat einen hier zu
Lande seltenen dreiseitigen Schluß im Osten. Der
Thurm, dessen Grundfläche quadratisch (18×18 Fuß) ist, steht
an der Mitte der Westseite. Er ist bis zur Balken-
lage der Kirche ebenfalls aus Feldsteinen, von
da ab aus Fachwerk, und seine vier Walme bildende
Spitze übersteigt den 37 Fuß hohen Dachfirst der Kirche
nur um 17 Fuß; er ist vor 20 – 25 Jahren neu erbaut.
Die Kirche hat nur einen Eingang, und zwar an
der Südseite, mit einer anscheinend später hinzu-
gefügten Vorhalle. Die Thür ist, wie die Fenster,
rundbogig überwölbt; die Decke ist flach. Das Dach
ist gut eingedeckt mit Dachpfannen, unter denen
sich noch mehrere alte „Mönch und Nonnen“ vor-
finden. – Die Sacristei ist ein Anbau aus Holz
(Gehrsaß ) . – Eine unter der Kirche befindliche
Gruft ist seit längerer Zeit verschüttet, es war
das Erbbegräbnis der Familie v. d. Olsnitz.
Der Altar hat einen mit werthlosen
Malereien geschmückten hölzernen
Aufsatz , inschriftlich errichtet 1646 von Fr.
Barbara Emerentia Olschnitz, geb.
Borckin. – Die aus dem Achteck gebildete
hölzerne Kanzel steht an der nördlichen Wand
der Kirche, und ist ohne sonderlichen Schmuck.
Unter derselben befindet sich ein alter runder
Taufstein.– Vor dem Altar liegt
ein Grabstein, zufolge der lateinischen
Inschrift zum Gedächtnisse mehrerer an den
Pocken 1653 und 1654 gestorbenen Kinder
des kurfürstl. Brandenb. Rathes Carl Friedrich
Olsnitz. – Eine Glocke von 1768. – Ein
Positiv von unbekanntem Alter. – Ein
silberner Kelch von 1636 mit durchbrochen
gearbeitem Fuß, nebst Patene.
Das Kirchensiegel zeigt eine Kirche.
Anmerkungen:
Im Ort befinden sich am linken, hohen Ufer des Flusses Welle an der Mündung in den Rumian-See Spuren einer Festung aus frühmittelalterlicher Zeit. Sie soll im 13. Jahrhundert während des Einfalles des von Skomand angeführten preußischen Jatwinger(Sudauer)-Stammes in das Kulmer Land erobert und zerstört worden sein.
Die um 1400 erbaute Kirche stand am Ufer des Rumian-Sees mit dem Turm in Richtung See. Im 16. Jahrhundert wurde der Ort Scipel genannt (unter diesem Namen ist er in der Prussia-Karte von Kaspar Hennenberger aus dem Jahre 1576 zu finden). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche lutherisch. Kirchenpatron war der jeweilige Gutsbesitzer. In der zweiten Hälte des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert war das die Familie von Oelsnitz. Aus dieser Zeit stammen auch einige der oben aufgeführten Gegenstände im Inneren der Kirche.
Der Altaraufsatz von 1646 wird im Fragebogen folgendermaßen beschrieben:
Ein Aufsatz von Holz mit Malereien aus der biblischen Geschichte, jedoch ganz ohne Werth. Auf dem Flügel links ist die Taufe Jesu durch Johannes, in der Mitte die Kreuzigung Christi und auf dem rechten Flügel Maria mit dem Jesukinde auf dem Arm abgebildet. Auf der Rückseite des linken Flügels findet sich folgende Inschrift:
Soli Deo gloria. (Gott allein [sei] die Ehre.) Anno 1646.
26 Juni war der Begräbnißtag des Herrn Carl v.d. Olschnitz, Hauptmanns zu Osterode war zugleich der Geburtstag desselben Sohns erstgeborenen Söhnleins Carl Hennigs, welchen Gott zu Gilgenburg auffem Schloß bescheret hat, da hat Frau Barbara Emerentia Olschnitz eine geborene Borckin Gott dem Allerhöchsten zur schuldigen Ehre den Altar machen lassen.
Gott allein die Ehre!
Der Silberkelch von 1636 war innen vergoldet.
Inschrift auf der inneren Rundseite des Fußes:
Die Glocke von 1768 hat folgende Inschrift:
Sit nomen Domini benedictum
(bedeutet: im Namen Gottes)
Anno Domini 1768
1945 wurde die Kirche zerstört. Erhalten sind nur noch Reste der Grundmauern und der südwestliche Eckstrebepfeiler. Die innere Ausstattung aus dem 15. – 18. Jahrhundert wurde vernichtet.