Die Auswertung des Fragebogens zur Kirche in Gross Lensk von Pfarrer Otte:

Teil 1
In heute üblicher Schrift:

R.B. Königsberg. Kr. Neidenburg
Gross Lensk
auch Gr. Lenzke geschrieben, adliches Gut und Bauern-
dorf. Besitzer des Gutes waren im XVI. Jahrh.
Fink-Ragowski, zu Anfang XVII. Trus- Riwocki, im
XVII. und zu Anfang XVIII. v. Schönaich, im XVIII. v. Ruding,
v. Moeller bis 1811, v. Zalewski und Erben 1811 – 1828;
seitdem die Familie Schmiedicke. – Im ersten
Jahrzehnt des 17. Jahrh. wurde die seit der Refor-
mation evangelische Ortskirche von dem damaligen
Gutsherrn Trus-Riwocki durch gewaltthätige
Vertreibung des Geistlichen und Hinderung des
evangelischen Gottesdienstes in eine katholische um-
gewandelt, auch die Mehrzahl der Einsassen zum Rücktritt
in den Schoß der katholischen Kirche vermocht. Gleiches
Schicksal theilte das Filial Przellenk. Vgl. in dem Geh.
Archiv zu Königsberg, ein Convolut betr. die gewaltsame
Umwandlung der evangelischen Kirche zu Gr. Lensk und
Przellenk.

Teil 2

A. Die katholische Mutterkirche unter
gutsherrlichem Patronat und zur Inspektion des
Bischofs von Culm zugehörig: ein altes von Holz er-
erbautes Gebäude.

Anmerkungen:

Nachdem die alte Kirche 1684 abgebrannt war, wurde sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts neu aus Holz und ohne Abputz gebaut. 1) Sie ist dem heiligen Nikolaus geweiht. Die Kirche bestand aus zwei Teilen, Hauptschiff und Presbyterium, welches niedriger und schmaler ist. Zwei Eingänge waren vorhanden (eine Haupttüre im Westen und eine Türe durch die Vorhalle). Sie hatte keinen Turm, aber einen mit Brettern umschlagenen und gedeckten Glockenstuhl. Darin befanden sich 3 kleine Glocken ohne Inschrift. Die Fenster waren klein und rechteckig. Die Decke bestand aus Holz, die Wände aus glatten Bohlen ohne Putz und Malerei. Es gab Schnitzwerke an den Wänden.

Grundrisse
Grundrisse der Kirche in Gross Lensk 2)
Ansicht von Osten
Ansicht von Osten, rechts die angebaute Sakristei und
links die Vorhalle und der Glockenturm 2)

Ein Altar im Presbyterium (St. Nicolaus) und zwei weitere Altäre im Kirchenschiff (Johannes der Täufer, Maria-Altar). Desweiteren waren zwei Kelche und zwei Patenen (Messing, innen vergoldet) sowie Paramente und eine metallene Monstranz (versilbert) vorhanden. Die Taufe war von Holz und stand neben dem Mutter Gottes Altar. Das Taufbecken war ein kleiner Kessel aus Kupfer. Ein altes kleines Positiv war vorhanden.

Hochaltar und Schwebeengel
Hochaltar und Schwebeengel (rechts). Beide um 1750.

Nach einem Brand im Jahre 1914 ist die alte Holzkirche durch einen Putzbau (mit Putz bekleideter Steinbau) ersetzt worden. Von der alten Ausstattung der Kirche blieben nur zwei Engel (um 1700) im neuen Hochaltar vorhanden. 3)

Aktuelle Ansichten der Kirche sind unter Parafia Wielki Łęck (Gemeinde Groß Lensk) zu finden.


Quellen / Literatur / Anmerkungen:

1) Adolf Boetticher, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, Heft III – Das Oberland, Königsberg 1898 S. 56 ff.
2) Richard Dethlefsen – Bauernhäuser und Holzkirchen in Ostpreußen – Berlin 1911, Tafel 32
3) Dehio – Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreußen – Berlin 1993, S. 226


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