Vorbemerkung:

Von Pfarrer Otte ist leider keine Zusammenfassung der Fragebögen aus Przelenk vorhanden. Deshalb haben wir die Antworten selbst ausgewertet. Pfarrer Schulzen hat möglicherweise die Fragebögen beantwortet. Er war von 1845 – 1860 Pfarrer in Gr. Lensk und Przelenk.

Durch Mitteilung des damaligen Pfarrers war Gr. Przellenk ein Rittergut mit Kl. Przelenk, wo die Amtsbesitzer wohnen, verbunden. Nachrichten über den Ort fehlen , da es kein Archiv und keine Urkunden gibt. Auch ist kein Siegel vorhanden.
Der gegenwärtige Besitzer ist der Graf Küchmeister v. Sternberg, wohnhaft zu Grodtken, seit ca. 200 Jahren. Vorbesitzer war die Graf Schaffgotsche Familie, welche jetzt in Schlesien lebt. Die hohe Gerichtsbarkeit ist nicht bekannt. Es handelt sich um eine Filialkirche von Gr. Lensk.

A. Kirchengebäude
Der Kirche zu Gr. Przelenk ist den Heiligen Petri et Pauli gewidmet. Die Kirchenbücher, die mit der Mutterkirche in Gr. Lensk zusammen geführt werden, beginnen 1785. Patron der Filial-Kirche ist der Graf Küchmeister v. Sternberg zu Grodtken.
Die Kirche hat eine viereckige Gestalt gerade so wie die Mutterkirche in Gr. Lensk. Alle Teile sind unter einem Dach. Das Schiff ist 25 Fuß breit und 27 Fuß lang. Das Presbyterium ist 23 Fuß breit und 22 Fuß lang. Die Kirche ist von Schurzbohlen *) umgeben, alt und schlecht. Sie ist ohne Abputz. Der einzige Turm steht am Schiff und ist im Gehrsaß aus Holz gebaut, ebenso die Spitze. Zwei Eingänge sind vorhanden – am Schiff und an der Seite. Säulen und Bildwerk sind nicht vorhanden. Eine kleine geschlossene Halle von Holz ist zeitgleich mit der Kirche angebaut worden. Die kleinen Fenster sind viereckig und gleichzeitig mit der Holzwand gemacht. Die Dächer sind mit Schindeln gedeckt. Es gibt 2 Schiffe, innen von gleicher Höhe: 20 Fuß hoch, 23 Fuß breit. Von innen ist die Kirche mit einer flachen Decke überspannt.
Das Altarhaus, das Presbyterium, und das Langhaus sind eben gebaut. Das Altarhaus ist im Halbkreis ohne Fenster geschlossen und mit einem Umgang ohne Bogenstellungen. Der Chor steht auf 2 Holzsäulen. Die Kirche hat nur eine kleine Sakristei aus Holz. Die Wände bestehen von innen aus glatten Bohlen ohne Putz. Es gibt keine Malereien. An den Wänden hängen einige kleine ordin. Holzbilder.

B. Ausschmückung der Kirche
Es gibt 5 Altäre
1) Christi Verklärung
2) Petri et Pauli
3) Mutter Gottes
4) Johann Nepomuc
5) Mutter Gottes, nicht geschmückt, ganz einfaches Holzwerk.
Die Deckplatten der Altäre bestehen aus 2 Holzstücken, die in der Mitte eine Öffnung zu Reliquien haben. Sonst weiter keine Kunstgegenstände. Der Altaraufsatz ist von Holz, keine Malereien, ord. Drechslerarbeit. Die Kanzel ist von Holz, klein und eng, steht am Ende des Presbyteriums, ist rund gebaut, sonst nichts.
Kein Taufbecken vorhanden.
Zwei Glocken befinden sich im Turm.
Es gibt ein kleines Positiv auf dem Chore für 15 rth **).

C. Kirchengeräte, Gewänder, etc.
Es gibt 1 Kelch nebst 1 Patene von Messing, innwendig schlecht vergoldet, sonst gar nichts.
Es gibt 2 schlechte Anzüge und ein Pluviale ***), weiter nichts.
Kein Kirchensiegel vorhanden.

D. Umgebung der Kirche
Der Kirchhof ist mit einer Mauer von Feldsteinen umgeben.


*) Schurzbohlen nannte man in Preußen Balken von Kiefernstämmen zu Bauten im Blockverbande (Gehrsaß).
**) rth könnte eine Abkürzung für Reichstaler sein.
***) Pluviale bedeutet ursprünglich Regenmantel, in der kath. Kirche liturgisches Gewand, halbkreisförmiger, ärmelloser Mantel oder mantelähnlicher Umhang.

Anmerkungen:

Grodtken und Gr. Przelenk waren schon seit langer Zeit im Besitz der Familie Küchmeister von Sternberg. Gottliebe von Boddien, eine Tochter von Arthur von Wulffen gen. Küchmeister von Sternberg und Marianne Hermine geb. Gräfin Kleist von Nollendorf, kam Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz von Gr. Przelenk und Grodtken und des Gutes Knauten nahe Mühlhausen im Kreis Preußisch Eylau. Hermann Graf Kleist von Nollendorf, Sohn des Generalfeldmarschalls Friedrich Graf Kleist von Nollendorf, hatte das Gut Knauten im Jahre 1841 gekauft. Gottliebe von Boddien wohnte in Knauten und kam nur zu besonderen Anlässen nach Grodtken. Als Patronin der Kirche in Przelenk ließ sie die Kirche in den Jahren 1899 – 1901 im neugotischen Stil neu erbauen. Der Hauptaltar wurde im Jahre 1900 von J. Szpetkowski aus der Region Poznań–Warschau hergestellt. Die Einweihung der Kirche fand am 11. August 1901 statt.
1913 verkaufte Frau von Boddien einen Teil des Gutes Przelenk an die Ostpreußische Landgesellschaft. 1) Die von der Ostpreußischen Landgesellschaft neu geschaffenen 37 Siedlerstellen verteilten sich auf die Gemarkungen Groß und Klein Przelenk. Nur ein Restgut von 1200 Morgen, zu dem noch 250 Morgen Wiesen hinzukamen, blieb bestehen und wurde von Friedrich Riemer am 1. Juli 1917 erworben.

Gutshaus
Gutshaus Grodtken – Zeichnung von Ernst Eissing (5.7.1957)

Die Tochter Magdalena des Gutsbesitzers Riemer-Przellenk heiratete den aus dem Kreis Graudenz stammenden Paul Oschinski, der seinen Wohnsitz nach Danzig verlegte und nach Bildung des Freistaates Danziger Staatsangehöriger wurde. 2) Nach dem Tode des Schwiegervaters im Jahre 1921 übernahm Paul Oschinski die Bewirtschaftung von Przellenk. Durch seine Danziger Staatsangehörigkeit gab es unendliche Schwierigkeiten mit der Eintragung der Eheleute Oschinski in das Grundbuch. Erst nachdem ein Prozess gegen den polnischen Staat, der zehn Jahre hindurch geführt werden musste, vor der obersten Instanz gewonnen war, konnte die Eintragung in das Grundbuch erfolgen. Das Gut Przellenk blieb bis 1945 im Besitz der Familie Oschinski. Nach dem Krieg erhielt die Kirche in Przellenk in der Amtszeit von Priester Józef Czartowski im Jahre 1977 ein neues Presbyterium und in Grodtken ein katechetisches Haus mit der Kapelle »Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz«. Im Jahre 2001 feierte die Gemeinde den 100. Jahrestag des Kirchenbaus unter Anwesenheit des Bischofs von Thorn (Toruń).


Quellen / Literatur / Anmerkungen:

1) Die Landgemeinden des Kreises Neidenburg – Przellenk S. 259
2) Paul Oschinski – Köpfe der Heimat S.171


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